
Nachhaltigkeit neu gedacht: Wie die Kunststoffrohrindustrie die Kreislaufwirtschaft revolutioniert
Die Kunststoffindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel.
Die Kunststoffindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel.
Während Kunststoffe seit Jahrzehnten aufgrund ihrer Vielseitigkeit, ihrer Langlebigkeit und ihrer Kosteneffizienz geschätzt werden, wächst der gesellschaftliche und regulatorische Druck, auf nachhaltigere Lösungen hinzuarbeiten. Plastikmüll und Umweltverschmutzung haben zu einer kritischen Debatte über die Verwendung von Kunststoffen geführt, insbesondere für kurzlebige Einwegprodukte.
Dennoch ist Kunststoff in vielen Bereichen nach wie vor ein unverzichtbarer Werkstoff – von medizinischen Anwendungen über Verpackungsmaterial bis hin zum Bau- und Infrastruktursektor. Langlebige Kunststoffprodukte, darunter auch Kunststoffrohre, spielen hier eine entscheidende Rolle, da sie jahrzehntelang zuverlässig funktionieren und in vielen Anwendungen oft nachhaltiger sind als ihre Alternativen.
Wie bereiten bei wienerberger innovative Recyclingtechnologien und die Entwicklung von Hybridwerkstoffen den Weg in eine nachhaltigere Zukunft? Und warum ist es wichtig, das Potenzial von recycelten Kunststoffen differenziert zu betrachten?
In den letzten 25 Jahren hat sich in der Kunststoffindustrie viel verändert: Während die Kreislaufwirtschaft in der Rohrproduktion anfangs keine große Rolle spielte, war sie für wienerberger schon immer ein wichtiges Thema. In den letzten zehn Jahren hat ihre Bedeutung erheblich zugenommen und wienerberger hat sich verstärkt für die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen engagiert.
"Der Großteil des Plastikmülls in den Ozeanen und in der Umwelt stammt von kurzlebigen Einwegverpackungen für Konsumgüter und nicht aus der Rohrindustrie, deren Produkte eine Lebensdauer von über 100 Jahren haben."
Kunststoffrohrsysteme gelten weithin als langlebige, nachhaltige und leistungsstarke Lösungen für kritische Infrastrukturen und stellen einen wesentlichen Wert für die Gesellschaft dar. Daher ist die lange Lebensdauer von Kunststoffrohren auch bei wienerberger eine der wichtigsten Herausforderungen bei der Förderung der Nachhaltigkeit in der Kunststoffrohrindustrie. Im Gegensatz zu Einwegkunststoffen, die oft im Mittelpunkt der Umweltdebatte stehen, sind Kunststoffrohre für eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren ausgelegt. Dies bedeutet, dass Recycling zwar technisch machbar, aber logistisch komplex ist, da die ersten in Verwendung gebrachten Kunststoffrohre erst jetzt das Ende ihrer Lebensdauer erreichen.
Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen den Einsatz von Sekundärrohstoffen kontinuierlich gesteigert. Im Jahr 2024 wurden durchschnittlich 96 Kilo recycelter Kunststoff pro Tonne erzeugter Produkte verwendet. Unser Ziel ist es, diesen Anteil im Laufe der Zeit schrittweise zu erhöhen.
Trotz beachtlicher Fortschritte stehen wir noch immer vor Herausforderungen, darunter technische Einschränkungen und die Skepsis der Kunden gegenüber recyceltem Material. In der Vergangenheit galten recycelte Kunststoffe als minderwertig, sodass es unbedingt erforderlich ist, das Vertrauen in ihre Zuverlässigkeit zu stärken.
Bei wienerberger gehen Nachhaltigkeit und Qualität Hand in Hand. Die Verwendung von Recyclingmaterialien steht der Aufrechterhaltung eines hohen Qualitätsniveaus nicht im Wege. Ein Paradebeispiel ist das , ein dreischichtiges Rohr, bei dem die mittlere Schicht aus recyceltem Material besteht. Dieser innovative Ansatz nutzt das Beste aus beiden Welten: Er reduziert den CO2-Fußabdruck und übertrifft gleichzeitig die geforderten Qualitätsstandards.
Darüber hinaus hat wienerberger Regenwassermanagementsysteme zum Schutz vor extremen Wetterereignissen, wie Starkregen und Dürre, entwickelt. Das zu 100 % recycelte Stormbox E-System, das in ganz Europa vertrieben wird, unterstützt nicht nur die Kreislaufwirtschaft, sondern bietet auch Lösungen für ökologisch relevante Herausforderungen. Der einzige Unterschied zu anderen Stormbox-Produkten besteht darin, dass die Stormbox E vollständig aus recyceltem Material besteht. Erfahren Sie mehr darüber hier.
Dazu Zoran Davidovski, Leiter der Abteilung für Forschung, Entwicklung und Nachhaltigkeit im Rohrsegment bei wienerberger: "Unsere Lösungen ermöglichen die Sammlung, Rückhaltung und Wiederverwendung von Regenwasser, optimieren die Wassernutzung in der Landwirtschaft und stellen vor allem Trinkwasser von höchster Qualität bereit."
"Unsere Lösungen ermöglichen die Sammlung, Rückhaltung und Wiederverwendung von Regenwasser, optimieren die Wassernutzung in der Landwirtschaft und stellen vor allem Trinkwasser von höchster Qualität bereit."
Zur Herstellung von Recyclingprodukten muss hochwertiges recycelbares Material zur Verfügung stehen.
"Recyclingunternehmen sind zu wichtigen Akteuren in unserer Branche geworden, da der Sektor jährlich fast 250.000 Tonnen recyceltes Material verwendet."
Auch hier stellt wienerberger im Rohrgeschäft sein Engagement für die Kreislaufwirtschaft unter Beweis. Mit unserer Drip Line Collection und dem Recycling Service für Landwirte in Osteuropa haben wir die Möglichkeit zum Recycling eines saisonal eingesetzten Produktes geschaffen. So werden Tropfschläuche in die Produktionskette zurückgeführt und beginnen ein zweites Leben. Lesen Sie mehr darüber hier.
Insgesamt ist eine branchenweite Zusammenarbeit unerlässlich, um Recyclingstrategien zu verbessern und in EU-Verordnungen zu verankern. Kein einzelnes Unternehmen kann diese Veränderungen allein vorantreiben. Zu den Nachhaltigkeitsinitiativen gehören systematische Bewertungen des ökologischen Fußabdrucks ebenso wie Bemühungen um eine vermehrte Wiederverwendung von Kunststoffabfällen.
Auch gesetzliche Bestimmungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung unserer Branche. Derzeit geltende europäische Normen verbieten die Verwendung von mechanisch recycelten Materialien für Trinkwasser- und Druckrohre, um höchste Sicherheits- und Qualitätsstandards zu gewährleisten. Für diesen Anwendungsfall setzt wienerberger auf modernste Technologien wie chemisches Recycling, das die Herstellung hochwertiger Rohstoffe ermöglicht, die alle gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Im Juni 2024 wurden in Wien von Pipelife, der für ihre Lösungskompetenz bekannten Marke von wienerberger, in Zusammenarbeit mit Borealis Trinkwasser-Druckrohre aus chemisch recyceltem Kunststoff verlegt, die dieselben strengen Sicherheits- und Leistungsstandards erfüllen wie neue Werkstoffe. Erfahren Sie mehr hier.
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer Infrastruktur ohne fossile Rohstoffe wurde Ende 2023 in den Niederlanden erreicht: In der Stadt Oirschot wurde die erste von wienerberger produzierte Wasserversorgungsleitung des Landes aus bio-attribuiertem PVC, d.h. aus erneuerbaren Rohstoffen hergestelltem PVC, verlegt. Das Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit dem örtlichen Wasserversorger Brabant Water realisiert wurde, zeigt, wie biobasierte Werkstoffe bereits heute erfolgreich in der Praxis eingesetzt werden können, und zwar ohne Abstriche bei Qualität, Sicherheit oder Langlebigkeit.
In Zukunft ist eine deutliche Zunahme der Verwendung von recyceltem Material zu erwarten, ebenso wie von Hybridmaterialien aus nativen und recycelten Kunststoffen. Außerdem ist mit Fortschritten beim chemischen Recycling zu rechnen. Nachhaltiger Kunststoff – ob in Rohren oder anderen Produkten von wienerberger – wird auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil einer effizienten Infrastruktur sein und die Kreislaufwirtschaft unterstützen, ohne dass es dabei zu Einbußen bei Qualität oder Funktionalität kommt.
Im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen ist festzuhalten, dass das mechanische Recycling aufgrund seiner überlegenen Energieeffizienz weiterhin die vorrangige Methode sein wird. Gleichzeitig birgt das chemische Recycling ein großes Potenzial für alle Anwendungen, einschließlich druckloser Systeme, sobald es in industriellem Maßstab angewandt wird und damit die Kosten sinken. Derzeit ist das chemische Recycling jedoch die einzige praktikable Lösung für Druckrohrsysteme.