Modern bauen: wienerberger setzt auf Fertigziegelwände
wienerberger Bausysteme stellt vorgefertigte Ziegelwände für Objekt- und Einfamilienhäuser her. Geschäftsführer Michael Toth verrät, was hinter der Lösung steckt.
Modern bauen: wienerberger setzt auf Fertigziegelwände
wienerberger Bausysteme stellt vorgefertigte Ziegelwände für Objekt- und Einfamilienhäuser her. Geschäftsführer Michael Toth verrät, was hinter der Lösung steckt.
Michael Toth: Ich sehe uns als Start-up in einem internationalen Unternehmen. Unser achtköpfiges Team entwickelt und liefert vorgefertigte Bausysteme rund um Ziegelwände. Von der Beratung und Planung über die Produktion bis zur Lieferung und Abrechnung: Unsere beiden Key Account Manager betreuen Kunden über ihre gesamten Bauprojekte hinweg. Ein weiterer Kollege gewinnt neue Kunden für unsere Lösungen. Die Wandelemente fertigen wir im Einschichtbetrieb roboterunterstützt im niederösterreichischen Werk in Kirchberg am Wagram – präzise und maßgeschneidert. Als Geschäftsführer sichere ich einen reibungslosen Ablauf und entwickle dieses junge Geschäftsfeld weiter.
Toth: Alle für die Ziegelbauweise geeigneten Projekte können mit vorgefertigten Ziegelwänden errichtet werden. Das reicht vom klassischen Einfamilien- und Doppelhaus über Reihenhausanlagen bis zu mehrgeschoßigen Wohnhausanlagen. Zusätzlich kommt unser System bei gewerblichen Immobilien zum Einsatz.
Unsere Lösungen kommen für verschiedenste Zielgruppen in Frage: Wir sprechen etwa planende Baumeister an, die fertige Wandelemente rasch und einfach aufstellen möchten. Auch Immobilienentwickler und Genossenschaften profitieren von kurzen Bauzeiten und früher Fertigstellung. Und wir freuen uns besonders, wenn unsere Kunden sozusagen „Wiederholungstäter“ sind und weitere Projekte mit uns abwickeln.
Toth: Die Wandelemente fertigen wir automatisiert unter kontrollierten Bedingungen im Werk vor. Damit sind wir unabhängig von Witterungseinflüssen und können eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren. Auf der Baustelle ist das passgenaue Fertigteil eine wirtschaftliche, rasche Lösung: Eine rund vier Meter lange Wand zu versetzen dauert mit unserem System rund zehn Minuten – so kann an einem Tag ein ganzes Stockwerk stehen. Die präzise vorgefertigten Wandelemente vermeiden auch Abfälle. Das spart Arbeits- sowie Entsorgungskosten am Bau. Und: Eine saubere Baustelle ist eine sichere Baustelle.
„Die Wandelemente fertigen wir automatisiert unter kontrollierten Bedingungen im Werk vor. Damit sind wir unabhängig von Witterungseinflüssen und können eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren.“
Toth: Unsere Key Account Manager betreuen das Bauvorhaben im Idealfall bereits sehr früh – also vor der Einreichplanung. In dieser Phase klären wir technische Details, optimieren die Wirtschaftlichkeit der Konstruktion und besprechen den Bauzeitplan mit unseren Kunden. Hier stellen sich Fragen wie: Wann werden die Wandelemente auf der Baustelle benötigt? In welcher Reihenfolge sollen sie versetzt werden? Gibt es einen Baustellenkran oder wird ein Mobilkran benötigt? Anschließend entstellen wir ein digitales 3D-Modell. Darauf basieren unsere Anleitungen für die Fertigung und Montage.
Toth: An unserem Produktionsstandort im niederösterreichischen Kirchberg am Wagram bedienen vier Kollegen die Fertigungsanlagen. Ein Roboterarm nimmt die einzelnen Ziegel und ordnet sie in Reihen an. Diese werden per Trockenklebeverfahren zusammengefügt. Und bei Bedarf werden die Massivwände per Wasserstrahlschnitt in Form gebracht. Wenn bei der Produktion Verschnitt anfällt, verkaufen wir diesen. Der Wertstoff wird dann zerkleinert als Keramikgranulat zur Bodenverbesserung eingesetzt. Die Fertigwände liefern wir zum vereinbarten Zeitpunkt an die Baustelle. Dort versetzt sie der Bautrupp auf Basis der Montageanleitung.
Toth: Damit wir die vorgefertigten Ziegelwände herstellen können, braucht es früh Klarheit über den Auftrag – Änderungen nach der Fertigungsfreigabe sind nicht mehr möglich. Wenn wir schon in der Planung eingebunden sind, lässt sich der Bauzeitplan stark straffen und wir können die Konstruktion optimieren. Das macht Bauprojekte schneller und günstiger. Ist das nicht gegeben, kaufen Kunden das Fertigteil um einen höheren Preis als die klassische Ziegelpalette, weil die Arbeitszeit inkludiert ist – ohne die Vorteile voll auszunutzen. Je früher wir beteiligt sind, desto mehr können sie profitieren.
Toth: Nachhaltiger, leistbarer Wohnraum ist begrenzt. Das merken wir etwa durch die Zinslandschaft, steigende Mieten und Grundstückspreise. Auch die Lohnkosten sind höher geworden. Diese Themen erschweren es, sich die eigenen vier Wände zu leisten. Daran müssen wir arbeiten: Wir entwickeln das Angebot so weiter, dass wir effizient und kostengünstig Wohnraum schaffen können. In den letzten Jahren kam ein Mangel an Fachkräften hinzu, der zusätzlich ausbremst. Mit Fertigwänden entlasten wir Arbeitskräfte körperlich und gestalten den Hochbau attraktiver.
Auch bei Nachhaltigkeit sind wir gut aufgestellt: Ton ist ein natürlicher, langlebiger Rohstoff, den wir ressourcenschonend für Fertigteile einsetzen. Unsere Transportwege halten wir kurz und erhöhen darüber hinaus den Anteil an wiederverwendbaren Produkten: Wir kooperieren dazu auch mit externen Partnern. Beispielsweise entwickelt wienerberger aktuell mit der Technischen Universität Graz ein wiederverwendbares Wandsystem – ganz im Einklang mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie.
Bauen nach Maß: Auch mehrgeschoßige Wohnhausanlagen lassen sich individuell aus vorgefertigten Wandelementen errichten.
Toth: wienerberger bietet nicht nur in Österreich vorgefertigte Lösungen an. Ein Beispiel sind Ziegelfertigteile in Belgien. Viele unserer Landesorganisationen sind interessiert. Ich freue mich, wenn Kolleginnen und Kollegen unser Werk besuchen und sich mit wienerberger Bausysteme auseinandersetzen. Wir haben das Ziel, nachhaltigen, leistbaren Wohnraum zu schaffen. Das serielle Bauen soll einen wesentlichen Beitrag dazu leisten und gleichzeitig auf die lokalen Bauweisen eingehen. Eine zweite Schiene ist die Automatisierung durch Robotern auf der Baustelle. wienerberger Tschechien ist hier sehr aktiv und wir tauschen uns regelmäßig aus.
„Wir haben das Ziel, nachhaltigen, leistbaren Wohnraum zu schaffen. Das serielle Bauen soll einen wesentlichen Beitrag dazu leisten und gleichzeitig auf die lokalen Bauweisen eingehen.“
Toth: wienerberger setzt auf integrierte Lösungskompetenz und Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg. Wir arbeiten laufend daran, den Mehrwert der Fertigteile für unsere Kunden zu erhöhen: Gefragt sind alle „Veredelungen“, die sonst auf der Baustelle geschehen – das sind etwa Fenstermodule inklusive der Bauanschlüsse, in den Wänden integrierte Elektroinstallationen oder auch Putze. Aus unserer Sicht wird sich der Massivbau weiter in Richtung Vorfertigung und Automatisierung entwickeln. wienerberger wird diese Entwicklung aktiv mitgestalten. So tragen wir unseren Teil zum leistbaren, nachhaltigen Wohnraum bei.
Michael Toth seit 2014 bei wienerberger an Bord. Vor seiner Rolle als Geschäftsführer von wienerberger Bausysteme hatte er bereits andere Führungspositionen im Unternehmen inne – etwa als Gruppenleiter für Produktionsstandorte im Osten Österreichs. Was der studierte Wirtschaftsingenieur für Maschinenbau und Wirtschaftsrecht besonders an seiner Arbeit schätzt? „Die Abwechslung. Wir sind ein kleines, dynamisches Team – jeder Arbeitstag ist anders. So können wir viel weiterentwickeln und gestalten.“